Neulich im Jahr 2000: The pleasures of Dreamland [Short story]
»Ich setze auf die Neun.«
»Nein, auf die Sieben. Die Sieben! Die kam schon ’ne Ewigkeit nicht mehr dran.«
»Willst du wissen, was mir Jenny vorhin erzählt hat?«
»Wie bitte? Die Musik ist so laut. – Was hat Jenny?«
»Was sie mir erzählt hat.«
»Nein. Ich meine, ja.«
»Ich soll’s aber nicht weitersagen.«
»Jetzt erzähl schon! – Da, der Laserdome leuchtet. Jetzt wird’s spannend …«
»Leif bringt’s nicht mehr.«
»–vier, –fünf, –sechs … Sieben! Hab ich’s nicht gesagt? Die Sieben! Hey! Wir haben 9.000 gewonnen. Ha, wir verdoppeln!
»Phil, sollten wir nicht lieber–?«
»Ach was. Heute ist unser Glückstag. Beim nächsten Spiel volles Risiko. – Also, was ist mit Leif?«
»Er bringt’s nicht mehr.«
»Das hätte Jessy auch ein bisschen früher auffallen können. So ungefähr vor zwanzig Jahren? Ich meine vor der Hochzeit. Leif ist ein netter Kerl, und er ist mein Freund, aber–«
»Nein, ich meine er–, er–«
»Ist impotent?«
»Sozusagen.«
»Wie bitte? Leif?! Tote Hose? Ich meine, total?!«
»Keine Ahnung. Ich bin ja nie dabei. Aber Jessy war in letzter Zeit ganz schön fertig deswegen.«
»Aber ich dachte immer–«
»Ja, aber seit ihrer Computer-Therapie ist sie ganz anders geworden. Das hat ihn vielleicht eingeschüchtert.«
»Haha, dass ist jetzt aber echt bitter. Und wenn ich dran denke, was Leif immer für Sprüche spuckt …«
»Leif ist so was von ’ne Maulhure.«
»Moment. Die Neun, die Neun! – – – Yeah! Die Neun. Hähä, gewonnen! Damit mieten wir uns gleich in die Präsidentensuite ein!«
»Jetzt pass mal auf: Gestern, ja, da haben die sich–«
»Halt, lass mich raten: ein Android?«
»Modell ‚Amend‘, der große Latino-Typ, oder Araber oder was, den sie uns ganz am Anfang vorgestellt haben.«
»Dieser Super-Macho? Du liebe Scheiße! Und?!«
»Schau sie dir an, die Turteltäubchen.«
»Unfassbar! – Und Leif? Ich meine, was hat er denn davon? Ich kann mir kaum vorstellen, dass Jessi–«
»Das willst du lieber gar nicht wissen.«
»Fuck, das ist ja abartig.«
»Sei doch nicht so spießig. Gönn deinem Freund doch auch mal was.«
»Schon, aber irgendwo hört der Spaß auf.«
»Oder fängt gerade erst an …«
»Ohne mich.«
»Wer hat denn von dir geredet?«
»Hey! Ich bin immer noch dein Mann. Und so einen Androiden steck ich locker in die Tasche!«
»Hört, hört! – Achtung, es geht wieder los.«
»Die Fünf. Nicht die Sieben, die Fünf, die Fünf–––!!!«
»Oh–«
»Tja, schätze das war’s dann wohl mit ‚Amend‘, Baby.«
»Und mit der Präsidentensuite auch. Los, Darling, trink aus. Ich will mit dir auf’s Zimmer.«
»Wenn das natürlich so ist …«
»Gute Nacht Jenny!«
»Gute Nacht, Leif!«
»Machs gut, Phil, aber nicht zu oft. Hihihi.« ▩