Neulich im Jahr 2000: Super clerk at work [Short story]
»Hallo, willkommen bei DXS-Motors. Ich bin Andy. Kann ich Ihnen helfen?«
»Nein danke. Wir sind nur zufällig vorbei gekommen.«
»Hahaha, da ist toll. Fa-bel-haft. Na kleiner, wie geht’s?«
»Hallo.«
»Tolle Frisur übrigens. Steht Ihnen fantastisch.«
»Danke.«
»Ich sage immer zu meiner Frau: Doris, einmal in der Woche zum Friseur, das reicht eben nicht.«
»Und, hört ihre Frau auf Sie?«
»Ah, Sie trägt die Haare jetzt kurz. Ein Jammer. Haha. Naja, Gott sei’s geklagt. – Vorsicht, Finger weg! – Nichts für Ungut, Kleiner. Willst du einen Aufkleber? Hier, warte, in meiner Tasche. Nttt!«
»Da bedankst du dich aber, Oliver.«
»Danke, Andy.«
»Ah, ich sehe schon, Sie haben einen guten Blick. Der DXS-2001 HQX. Ist er nicht wahnsinnig schön? Haben wir eben erst reinbekommen. Direkt von der Automesse in Detroit.«
»So? Ich wußte gar nicht–«
»Ja, ich weiß was Sie jetzt denken. Und: Nein, das ist keiner von diesen Konzeptwagen, mit denen man Ihnen jedes Jahr wieder nur den Mund wässrig macht, und die es dann doch nie zu kaufen gibt. Nein, das hier ist das Vorserienmodell!«
»Interessant.«
»Interessant? Das ist Wahn-sinn! In einem Jahr werden Sie den DXS-2001 HQX überall in Amerika auf den Straßen sehen. Aber bei uns, da bekommen Sie dieses Einzelstück schon heute!«
»Moment: Sagten Sie nicht, dass es sich um ein Serienmodell handle?«
»Vor-Serien-Modell, bitte sehr! Und ein Einzelstück. Die Ausstattung dieses Wagens werden Sie nirgends sonst in Amerika oder auf der Welt noch einmal wiederfinden. Werfen Sie einen Blick hinein. Na los, worauf warten Sie?«
»Danke Andy, aber ich glaube nicht, dass wir genügend Zeit …«
»Schatz? Ich würde den Wagen sehr gerne sehen. Schließlich habe ich noch nie–«
»Das hier hat praktisch noch niemand vor Ihnen gesehen.«
»Außer den geschätzten eine Million Meessebesuchern wahrscheinlich.«
»Dennis…!«
»Kommen Sie. Ein kurzer Druck genügt, die Flügeltür öffnet sich und voilá. Steigen Sie ein! Achtung, nicht den Kopf anstoßen. Ssssooooo. Sie werden begeistert sein, was der DXS-2001 HQX für Annehmlichkeiten bietet. Ergonomische Hydrauliksessel, farbige Digital-Armaturen, Bordcomputer, Relax-Area mit
fünffach beuhigtem Wasserbett sowie Heiz- und Massagefunktionen, kombinierte WC-, Bad und Whirlpoolanlage, Quadrophnisches Audio-Enterntainment-System und: eine Holovideo-3000-Anlage. Natürlich nur für die Fahrgäste. Hahahaha.«
»Was, ich muss immer noch selber fahren?«
»Ja-ha, wenn Sie ein autonomes Fahrzeug wünschen, dann–«
»Nein, nein. Ich bevorzuge es, den Wagen selbst zu schrotten.«
»Hahahaha, das ist gut. Das ist sehr gut, Dennis. Ich darf Sie doch Dennis nennen?«
»Eine Frage, Andy: Ist das nicht alles sehr teuer?«
»Teuer? Hahaha. Teuer, ist ein relativer Begriff. Wenn Sie überlegen, was dieses Auto hat und was es kann, und wie wenig Sie dafür bezahlen müssen…«
»Na los, Andy, rücken Sie raus: Was kostet die Kutsche?«
»Tja … hahahaha … nichts.«
»Wie bitte?«
»Nichts. Im ersten Jahr. Und ab dem zweiten Jahr mit einem Ratenkredit von der City Bank bei einem effektiven Jahreszins von sagenhaften 0,0 Prozent, erhalten Sie diesen Wagen – zum Nulltarif.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Ganz einfach: Dieses Auto ist so gut, dass es jeden einzelnen Credit wert ist, den Sie dafür bezahlen. Sie erhalten also exakt den Gegenwert dessen, was Sie bezahlt haben. Der Wagen kostet Sie also nichts.«
»Wenn ich aber dann irgendwann – wie viel sagten Sie noch mal? – bezahlt habe–«
»…haben Sie doch den Wagen dafür.«
»– – – –???!!!«
»Papa?«
»Andy, ich glaube, Sie versuchen uns über den Tisch zu ziehen.«
»Papa!«
»Was ist denn?«
»Andy ist kein Mensch.«
»Wie bitte?«
»Der ist Android.«
»Andy? Ein Roboter?!«
»Sehr wohl. Modell „Florida 1971 Sales Clerc CX“. Wünschen Sie eine Demonstration?«
»Schatz? Lass uns bitte weiter gehen.«
»Wiedersehen. Und vielen Dank, dass Sie DXS-Motors besucht haben.«
»Ja, du mich auch, Andy.«
»Sie sind ein Witzbold, Dennis. Nicht wahr? Ein Witzbold, hahaha. – Na Kleiner? Willst du einen Aufkleber? – Tolle Frisur übrigens. Ich sage immer zu meiner Frau: Doris, einmal in der Woche zum Friseur, das reicht eben nicht.« ▩