Neulich im Jahr 2000: Motorola Stories – An Opportunity At The Boardroom [Short story]
»Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, Mr. Barnum. Aber wie kann ich sicher gehen, dass dies wirklich nur eine Dienstreise wird?«
»Oh, haha, ja. Aber natürlich Catherine. Wie unvorsichtig von mir, mich in diesem Punkt nicht deutlich genug ausgedrückt zu haben. Wir werden zwar gemeinsam reisen, aber selbstverständlich getrennte Kabinen haben.«
»Da bin ich aber froh. Wissen Sie, mein Verlobter ist ein bisschen– nun ja …«
»Eifersüchtig? Aber ich bitte Sie! Dazu hat er nicht den geringsten Grund!«
»Entschuldigung.«
»Sie brauchen sich weder zu rechtfertigen noch zu entschuldigen, Catherine. Es ist doch ganz natürlich, dass eine junge, bildhübsche Frau wie Sie darauf achten muss, jedwedes Gerede zu vermeiden. Alles worum ich Sie bitte ist, mich auf dieser Flugbootreise zu begleiten – und an den Verhandlungen teilzunehmen.«
»Warum fragen Sie nicht einfach Ihre Frau? Sie würde es sicher lieben, eine Kreuzfahrt zu unternehmen. Sie könnten zum Beispiel noch ein paar Tage dranhängen und den Amazonas hinauf-«
»Tja, sehen Sie? Es geht in diesem Fall um ein bisschen mehr. Dieser Vertrag ist wichtig. Sehr wichtig sogar. Er bestimmt womöglich die Zukunft unseres Unternehmens. Darum möchte ich nichts dem Zufall überlassen.«
»Ich weiß, Mister Barnum. Aber was hat das mit mir zu tun? Ich bin nur eine kleine Steganotypistin.«
»Und Sie haben mein unbedingtes Vertrauen! Einerseits sind Sie kompetent, andererseits haben Sie auch gewisse Vorzüge, die geeignet sind, die Gegenseite in einer Weise zu beeinflussen, die das Verhandlungsergebnis zu unseren Gunsten wenden könnten. Die Herrschaften von der United Aluminium Corporation sind überaus korrekte Zeitgenossen. Das gilt auch für Mr. Lee. Er hat lediglich ein gewisses Faible für– … wie soll ich es ausdrücken? Das andere Geschlecht.«
»Oh, ich verstehe.«
»Sehr gut. Kann ich also auf Ihre Kooperation zählen?«
»Wenn Sie nicht erwarten, dass ich …«
»Um Himmels Willen, wo denken Sie hin! Es geht lediglich darum, Ihre Reize auszuspielen, ihn abzulenken. Das ist alles.«
»Und wie soll ich das bitte anstellen?«
»Bei unserer Ankunft könnten Sie zum Beispiel dieses entzückende violette Kleid tragen, dass Sie neulich beim Stapellauf der MMS Hoover anhatten. Sagen Sie es nicht weiter, aber meine Frau war an diesem Tag wirklich eifersüchtig auf Sie!«
»Das tut mir leid.«
»Sie können ja nichts dafür.«
»Hmmm, also ich weiß nicht, ob ich das wirklich tun sollte.«
»Ich kann Sie zu nichts zwingen, aber es soll ihr Schaden nicht sein.«
»Wie darf ich das verstehen?«
»So wie ich es gesagt habe. Allerdings wäre es gut, wenn dies nicht auf dem üblichen Wege geschähe.«
»Sondern?«
»Sie schreiben mir einen kleinen Wunschzettel. Und ich sorge dafür, dass er in Erfüllung geht. Whisky?«
»Danke Mr. Barnum.«
»Kommen Sie, es ist Abend und nach Dienstschluss. Ein kleiner Herzenswärmer wird Ihnen nicht schaden.«
»Na gut, aber nur einen Kleinen. Ich werde zu Hause erwartet.«
»Rufen Sie doch einfach an und sagen Sie, dass Sie später kommen.«
»Das geht nicht.«
»Hier, lassen Sie uns anstoßen. Der World Wilde Mobility Corp. stehen große Zeiten bevor!«
Kling.
»Und diese … „Wunschliste“: Wie darf die gestaltet sein? Wäre zum Beispiel ein Jet-Roller zu unbescheiden?«
»Das hängt ganz von Ihnen ab, Catherine.«
»Von mir?«
»Das ist doch ganz einfach. Sie und ich, wir sind doch im selben Unternehmen tätig. Sie wissen wie das läuft. Keine Leistung ohne Gegenleistung. Sie tun etwas für mich, und ich für Sie.«
»Ja, ich weiß wie das läuft. Aber ich weiß nicht, ob ich das will.«
»Überlegen Sie es sich. Oder wir unterhalten uns noch ein bisschen darüber. Zum Beispiel in der Sky Bar. Vorsorglich habe ich schon heute Vormittag einen Tisch dort reservieren lassen.«
»Vorsorglich?«
»Catherine––: Ich liebe Sie!«
»Ha, ha! Mich-???«
»Ja. Nennen Sie mich einen Narren. Einen ganz großen sogar. Aber ich ertrage es nicht, Ihnen dieses Geheimnis länger vorzuenthalten.«
»… Und die Wunschliste?«
»Wie können Sie nur in dieser Situation-?«
»Weil ich eine Frau bin, Mr. Barnum. Und weil ich weiß, wie schnell ein junges Ding wie ich auf die schiefe Bahn gerät.«
»Aber nein doch, nein! Sie haben mich völlig missverstanden.«
»Keineswegs, Mister Barnum. Das bedeutet allerdings nicht, dass ich Ihr Angebot ausschlage. Ich brauche nur ein wenig … Bedenkzeit.«
»Aha. Aha. Gut. Und wie lange meinen Sie–?«
»Reichen Sie mir bitte das Telefon.« ▩