Autor: poëta



  • Ordung sei das halbe Leben, und die andere Hälfte auch, hört man immer sagen und brabbelt es genauso lange nach. Aber allmählich beschleicht mich der Verdacht, dass es eine Korrelation geben könnte zwischen dem Bedürfnis nach Ordnunghalten und Brutalität. Beides dient dem subjektiven Bedürfnis nach Sicherheit. Ist Ordnunghalten am Ende nur eine Rechtfertigungsstrategie für brutales Handeln? Ich jedenfalls werde künftig vorsichtiger werden bei Anzeichen von Minimalismus, Symmetriezwang und Ordnungswahn. 


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  • Neulich wieder Clickbait erlegen: „Only geniuses can solve this!“, „Test your IQ now!“, „Can you beat the puzzle?“ – man kennt das. Nach drei Fragen schon gelangweilt: Muster erkennen, Reihen fortsetzen, Puzzles lösen. Da kam mir der ketzerische Gedanke: Sind Intelligenztests nicht in Wahrheit Idiotentests? Prüfungen, ob jemand bereit ist, Aufgaben zu lösen, die nicht die eigenen sind – kurzum, ob er sich bereitwillig instrumentalisieren lässt.

    Man bedenke: Kein Tier, das seit Jahrmillionen überlebt, hat je ein Kreuzworträtsel gelöst. Kein Krokodil, kein Hai, keine Ameise musste je Matrizenreihen vervollständigen, um seine Daseinsberechtigung nachzuweisen. Sie alle gelten als primitiv – während der Mensch, hochbegabt im Lösen künstlicher Aufgaben, es nicht einmal schafft, eine Generation lang keinen Krieg anzufangen oder eine Spezies nicht auszurotten, die ohne sein Zutun vielleicht hundert Millionen Jahre weiterexistiert hätte.

    Vielleicht liegt die wahre Intelligenz nicht darin, jede Aufgabe zu lösen, sondern zu unterscheiden, wann sie einem selbst nützt – und wann man sich bloß einspannen lässt zum Zwecke anderer.


  • ›Freitod‹ ist das Privileg der Reichen und Gefeierten – Autoren, Unternehmer, Medienschaffende. Ab einer Million Einkommen oder Auflage gilt ein solcher Abgang als tragisch, mitunter edel. Darunter: nur der schmutzige Selbstmord des von prekären Motiven getriebenen Plebs.

    In den Tod folgen – das ist entsprechend dann nur die wohlfeile Variante für jene, deren Leben ansonsten nicht zum Freitod taugte.


  • Eben wieder Stefan Zweigs „Die Welt von Gestern“ zur Hand genommen. Dabei unwillkürlich des Schicksals seiner Sekretärin und Ehefrau Charlotte, geborene Altmann, gedacht, die, wie es heißt, ihrem Gatten im Jahre 1942 abschiedslos in den sogenannten Freitod gefolgt ist. Der Schatten, den die Angelegenheit über die Personalie Zweig wirft, wird üblicherweise den Nazis angelastet. Doch die Diskrepanz zwischen dem moralischen Anspruch eines sich politisch begreifenden Weltautors und der gelebten Verantwortungslosigkeit eines von der Welt sich gekränkt fühlenden Sechzigjährigen gegenüber einer Frau, die halb so alt war wie er, ist frappierend. Vor allem die Leichtigkeit, mit der die wohlanständige Geisteswelt es in den Jahrzehnten seither geschafft hat, diesen Widerspruch zu integrieren, verblüfft. Nicht einmal einen eigenen deutschen Wikipedia-Artikel scheint das Anhängsel dieser Ikone (Stand 27.09.2025) wert zu sein. Ich jedenfalls komme darüber nicht so einfach hinweg.


  • Ein Cadillac Fleetwood, chromblitzend und schwer. Saxophonkoffer, Zigarettenrauch, ein letzter Kuss vor dem großen Tag. In den Straßen einer Stadt, wo Jazz und Gier Hand in Hand gehen, und wo nichts so verläuft, wie geplant.


  • aus der Reihe »«

    Nacht. Eine verlassene Straße in der Wüste. Eine Frau steht einsam neben ihrem Wagen. Als ein Fremder anhält und Fragen stellt, wirft jede ihrer Antworten mehr Fragen auf, als sie beantwortet.


  • Unter leicht verändertem Titel ist der 2004 erschienene Roman bei Amazon im Kindle Shop als E-Book erhältlich: Der romantisch-phantastische Raum-Zeit-Reiseroman um Mathematikerin Lavinia Berganson und ihre unmögliche Liebe zu einem mysteriösen Prinzen aus dem Volk der Nixen und Noecken.

    Christoph von Zastrow
    Lavinia und der kalte Prinz
    Edition Auvidarte · ca. 290 Seiten
    E-Book-Ausgabe
    ASIN B07QDVM7B4 · ISBN 9783941291072
    Titel der Originalausgabe: Der kalte Prinz