CHRONOLOGIE


  • Sven ist süchtig nach KI – und unrettbar verliebt in die virtuelle Laura13759. Doch was als harmloser Flirt begann, treibt den abgehalfterten Systemadministrator bald in Schulden, Zwangstherapie und einen verdächtig lukrativen Job im Bauch eines geheimen Rechenzentrums, bei dem er vorher lieber das Kleingedruckte hätte lesen sollen …

    Erstmals erschienen im Jahr 2014 in der Anthologie Die Magnetische Stadt (s.a. Blog-Meldung).

  • Zu nicht unwesentlichen Teilen basiert meine ausgesprochene Liebe zu absonderlichen Kreaturen sicherlich auf der täglichen Anschauung dieser ganz besonderen Ahnengalerie an den heimischen Wänden meiner Kindheit.

    Aus: Neue Bildergallerie für die Jugend, Band 1, VI. Heft. Gotha: Carl Hellfarth, 1828 (Kupferstich).


  • Zweifelsohne tot. Eingefroren, physikalisch nahe dem Stillstand. Bewahrt vor dem Zerfall, eingelagert für eine unbestimmte Nachwelt. So etwas leistet sich jemand, der unendlich reich ist und dem eine hässliche Krankheit die Restzeit streicht. Doch im Kältedunst der Anlage rührt sich etwas, mit dem niemand gerechnet hat …

    Kurzgeschichte erstmals erschienen 2009 im Science-Fiction-Magazin EXODUS.

  • Felsen glühen unter sengender Sonne, die Luft flirrt. Sabetha steht reglos, nur ihr Amulett um den Hals bewegt das Licht. Und irgendwo in der Nähe lauert ihr Bräutigam Nolthan. Gemeinsam warten sie auf Usafs, die nach allem gieren, was glänzt. Zwischen Hochzeitsritual, Jagd und Zivilisationsrelikt entscheidet ein einziger Moment über Leben, Liebe und Zukunft.

    Kurzgeschichte erstmals erschienen 2014 im Science-Fiction-Magazin EXODUS.

  • Eine Küche im ersten Licht des Tages: rissige Decke, stumpfe Emaille-Lampe, kaltes Linoleum. Sabina liegt am Boden und hört dem Wasserhahn beim Tropfen zu, während in ihrem Kopf eine Märchenstimme flüstert: »Schwesterchen, mich dürstet …«

    Erstmals erschienen im Science Fiction Magazin EXODUS (Meldung aus Oktober 2010).

  • Erst erschienen als scheinbar seriöser Fall der Cephalopodenforschung, wurde die Riesenkrake verdammt ins Reich der Phantasie. In jüngeren Tagen schließlich, o Wunder, kommt heraus: Es gibt sie wirklich, die Riesentintenfische. Was werden wir noch alles herausfinden? – Auch dieses Blatt aus meiner Kollektion stammt aus dem Familienbesitz und hat meine Phantasie von frühester Kindheit an beflügelt.


  • Der norwegische Bischof und Naturforscher Erik Pontoppidan veröffentlichte 1752 in The Natural History of Norway erstmals eine halbtheologische, halbzoologische Darstellung der sagenhaften Seeschlange – mit Augenzeugenberichten, Maßangaben und moralischem Kommentar. Um 1839 (Edinburgh) wurde dieses Verdachtswesen der Zoologie in einen musterhaft beschrifteten Kupferstich überführt, als vorläufiges Mitglied der nordatlantischen Meeresfauna – bevor es aus den Handbüchern in die diskretere Rubrik „Seemonster“ und schließlich in mein Panoptikum wechselte.


  • Neun winzige Besucher flanieren unter dem gewaltigen Gerippe eines „Great Northern Rorqual“: eine um 1837 in Edinburgh gedruckte Wal-Studie von William Home Lizars, halb Naturkunde, halb Theater – und heute ein kurioses Schaustück zwischen meinen anderen Exponaten.


  • Wahrer Entdeckergeist besteht für mich weniger darin, Phantasien zu widerlegen, sondern sie zu ergänzen: Im 17. Jahrhundert riss der Naturforscher Athanasius Kircher die Erde auf wie eine Apfelsine: in der Mitte ein feuriger Motor, darum ein Adergeflecht aus Lava- und Wasserkanälen, das Vulkane, Quellen und Meere verbindet.


  • Ordung sei das halbe Leben, und die andere Hälfte auch, hört man immer sagen und brabbelt es genauso lange nach. Aber allmählich beschleicht mich der Verdacht, dass es eine Korrelation geben könnte zwischen dem Bedürfnis nach Ordnunghalten und Brutalität. Beides dient dem subjektiven Bedürfnis nach Sicherheit. Ist Ordnunghalten am Ende nur eine Rechtfertigungsstrategie für brutales Handeln? Ich jedenfalls werde künftig vorsichtiger werden bei Anzeichen von Minimalismus, Symmetriezwang und Ordnungswahn.